Entwicklung eines integrativen Konzepts zur klimaresilienten Modernisierung der Südtiroler Siedlung in Bludenz
Die Südtiroler Siedlung in Bludenz wurde in den Jahren von 1942 bis 1956 errichtet und besteht heute aus rund 400 Wohnungen. Entsprechend dem Alter des Quartiers und den aktuellen Lebensbedürfnissen ist umfassender Modernisierungsbedarf gegeben. Das Sondierungsprojekt erarbeitet mit der Living-Lab-Methode Umsetzungsbausteine, welche einerseits das baukulturelle Erbe dieses Siedlungstyps erhalten und andererseits das Quartier klimaresilient und attraktiv für die Nutzer:innen machen. Im Rahmen des Projekts werden spezifische städtebauliche und gesellschaftliche Herausforderungen für diesen Siedlungstyp aufgegriffen und bedarfsorientierte Umsetzungsbausteine durch ein interdisziplinäres Projektteam unter Einbeziehung aktueller und künftiger Nutzer:innengruppen erarbeitet. Zentrales Ergebnis ist ein mit dem Wohnbauträger und der Stadt Bludenz gemeinsam entwickeltes Modernisierungskonzept für das historisch wertvolle Quartier als Basis für eine nachfolgende Umsetzung von resilienten Infrast
Das Video zeigt die Südtiroler Siedlung in Bludenz und beschreibt das Projekt "Antonius und Fatima"
Ausgangssituation
Die Südtiroler Siedlung in Bludenz wurde in mehreren Bauetappen beginnend im Jahr 1942 errichtet und besteht heute aus rund 400 Wohnungen. Innerhalb und im direkten Umfeld der Siedlung befinden sich soziale, öffentliche und kommerzielle Einrichtungen wie Kirche, Kindergarten, Volksschule, Gastronomie und Bergbahn. Entsprechend dem Alter des Quartiers und den aktuellen Lebensbedürfnissen der lokal lebenden Menschen ist umfassender Modernisierungsbedarf auf Quartiersebene und Gebäudeebene gegeben. Im parallel laufenden Stadt-der-Zukunft- Projekt “SüdSan” wird eine Mustersanierung von zwei Gebäuden der Siedlung demonstriert. Das Sondierungsprojekt “Antonius und Fatima” beschäftigt sich mit der städtebaulichen Modernisierung des Quartiers, also den Frei- und Grünräumen, den sozialen Einrichtungen, Gemeinschaftsnutzungen, dem Mobilitäts- und Energiesystem des Quartiers - kurzum mit all jenen Infrastrukturen außerhalb der Gebäude.
Ziele & Ergebnisse
Das Sondierungsprojekt erarbeitet mit Hilfe eines Living Labs praktikable und bedarfsgerechte Umsetzungsbausteine für das Quartier. Das Living Lab fungiert dabei als Dialogplattform zwischen Fachexpertisen, Eigentümerinnen (Alpenländische, Stadt Bludenz und Private) und den Nutzer:innen. Strategische Ziele der Umsetzungsbausteine sind, einerseits das baukulturelle Erbe dieses Siedlungstyps zu erhalten und andererseits das Quartier klimaresilient zu machen. Für den Bauträger und die Stadt liegt das gemeinsame Interesse an der Modernisierung des Quartiers insbesondere an einer generellen Attraktivierung sowohl für bereits vor Ort lebenden Menschen aber auch für neue Zielgruppen (z.B. Zuzug von Fachkräften). Im Rahmen der Sondierung werden daher spezifische gesellschaftliche Herausforderungen für diesen Siedlungstyp aufgegriffen: dazu zählen Defizite der Freiraumgestaltung und an sozialen Infrastrukturen im Lichte aktueller Wohntrends, eine stark ausgeprägte Abhängigkeit vom Autobesitz, Gefahren für Menschen und Infrastrukturen durch Häufung und Intensivierung von Wetterextremen. Das Projekt befindet sich damit im Gegensatz zum allgemeinen Trend im Umgang mit diesen Quartieren, welche zumeist abgerissen und neu errichtet werden (“Re-Constructing”). Somit geht es auch auf das Thema der Ressourceneffizienz ein. Zentrales Ergebnis der Sondierung ist ein vom Bauträger und von der Stadt erarbeitetes Modernisierungskonzept für das Quartier als Basis für eine nachfolgende, aufeinander abgestimmte Umsetzung. Die Sondierung bewirkt somit eine Klärung der erforderlichen sozialräumlichen und städtebaulichen Schritte und Maßnahmen sowie eine Festigung der gemeinsamen Interessen von Gebäudeeigentümerin und Stadt im Sinne einer zukunftsfähigen Entwicklung des historisch wertvollen Bestandsquartiers. Das Projekt liefert handlungsanleitende Erkenntnisse für die klimaresiliente Modernisierung von Bestandsquartieren insbesondere in Klein- und Mittelstädten.
Innovation
Das Sondierungsprojekt hat folgende Innovationsziele: Outputziel: Erstmaliges integrales Modernisierungskonzept für ein Quartier einer Südtirolersiedlung der 1920er bis 1940er Jahre in Österreich. Das Modernisierungskonzept geht auf sozialräumliche und städtebauliche Infrastrukturen und Dienstleistungen im Quartier ein. Dazu zählen folgende Elemente: städtebauliche Qualitäten, Nutzungsstrukturen / Nutzungsformen, Frei- und Landschaftsräume, gemeinschaftliche Dienstleistungen und Räume, gemeinschaftliche Mobilitätsinfrastruktur sowie gemeinschaftliche Energieinfrastruktur Prozessziel: Klar strukturierter Beteiligungsprozess mit verständlichen Schritten, Teilzielen und Ergebnissen – ausgerichtet für die Kommunikation mit häufig anzutreffenden Bevölkerungsgruppen in Arbeitersiedlungen: ältere Personen, Personen mit niedrigem Ausbildungsgrad, fremdsprachige Personen. Inputziel: Hochgradige zeitliche und aufwandsseitige Effizienz im Zuge des Beteiligungsprozess mit den Stakeholder:innengruppen, der Maßnahmenentwicklung und des Umsetzungsplans – ausgerichtet für die Anwendung in Klein- und Mittelstädten, wo Arbeitersiedlungen und Südtiroler Siedlungen häufig anzutreffen sind.
Forschungsergebnisse in die Praxis überleiten
Das Projekt steht in direkter Verbindung mit dem Rahmenprozess des Klima- und Energiefonds zur Modernisierung von Arbeitersiedlungen aus den 1920er bis 1940er Jahren. Die Sondierung bildet einen wichtigen Schritt hin zur klimaresilienten Modernisierung eines baukulturell wertvollen Bestandsquartiers.
Stadt als Testbed nutzen
Die Implementierung gesellschaftlicher urbaner Innovationen ist zentraler Bestandteil des Sondierungsprojekts. So erfolgt über das gesamte Projekt eine enge Kooperation der beiden zentralen Grundstückseigentümerinnen mit dem Ziel, eine Vereinbarung über die künftigen Umsetzungsbausteine zu erlangen. Zudem werden im Rahmen vom Arbeitspaket “Kommunikation und Partizipation” Nutzer:innen aktiv und strukturiert über die Living Labs in den Entwicklungsprozess eingebunden.
Kommunalen Mehrwert erzeugen
Die Sondierung sorgt bei den Stakeholdergruppen (Eigentümer:innen und Nutzer:innen) für eine laufende Bewusstseinsbildung und spezifische Kompetenzerweiterung im Kontext der klimaresilienten Entwicklung eines Bestands. Das Projekt ist in einer für Österreich typischen Kleinstadt angesiedelt, in der derartige Siedlungsformen sehr häufig vorkommen. Eine Übertragbarkeit von Prozess- und Organisations-Know-how für die Entwicklung von Quartiersmodernisierungskonzepten ist sehr gut möglich.
Summary
The South Tyrolean settlement in the city of Bludenz was built in several construction phases starting in 1942 and now consists of about 400 flats. Social, public and commercial facilities such as a church, a kindergarten and a primary school, restaurants and a mountain railway are located within or close by. According to its age and the current living needs of the local people, there is a necessity for extensive modernization. The exploratory project deals with the urban modernization of the neighbourhood: open and green spaces, social facilities, community uses, the quarter’s mobility and energy systems - i.e. all infrastructures outside the buildings. While at the same time another project handles the question of how the buildings of the quarter could be renovated by picking two sample-houses to be redone. Working with the LivingLab-method, the project develops practical and needs-based implementation modules for the quarter. The living lab acts as a dialogue platform between technical experts, owners (Alpenländische, City of Bludenz and private houseowners) and users. The strategic goals of the modules are, on one hand, to preserve the architectural heritage of this type of settlement and, on the other hand, to make it climate resilient. As part of the exploration specific social challenges for this type of settlement are looked at: such as deficits in the design of open spaces and social infrastructures according to current housing trends, a strong dependence on owning a car, danger for people and infrastructure due to the accumulation and intensification of weather extremes. Thus, this project not only contradicts the general trend in dealing with such quarters, like demolishing and rebuilding (“re-constructing”), but addresses the issue of resource efficiency. The main result of the exploration is a concept for a quarter modernization useable as a basis for a subsequent and coordinated implementation, which works for the developer and the city of Bludenz.
Zuletzt aktualisiert am 06/30/2022