#4 April 2018 – Grüne Gazellen

Small Smart Cities. Warum Kleinsein großartig ist. Während Großstädte öffentlichkeitswirksam umfangreiche Smart City- Projekte mit vielfältigen technischen, finanziellen und politischen Herausforderungen verwirklichen, sollten kleine Städte ihre reichhaltigen Möglichkeiten, smart zu werden, nicht unterschätzen: denn auch den Herausforderungen kleinerer Kommunen und strukturschwacher Regionen kann intelligent begegnet werden.

Die Menschen, die die Smart City alltäglich nutzen, sind ausschlaggebend für den Erfolg eines Smart City-Projektes. In großen Städten gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Bevölkerungsgruppen, deren Interessen nicht selten in Konflikt zueinander stehen. In kleineren Gemeinden sind das Gemeinschaftsgefühl und der soziale Zusammenhalt stärker ausgeprägt. Die BürgerInnen empfinden eine gemeinsame Identität und unterstützen aus diesem Grund gemeinschaftliche Ziele vehementer. Das kann für die Zustimmung zu und die Entwicklung von Smart City-Projekten förderlich sein, denn die aktive Teilhabe der lokalen Bevölkerung und das Maß, in dem Veränderungen und Neuerungen angenommen werden, sind oft entscheidend für den Erfolg kommunaler Projekte.

Doch nicht nur in Punkto gesellschaftliche Einigkeit hat es die Kleinstadt leichter. Die Verwaltung kleiner Gebiete ist viel weniger komplex als die einer Großstadt. Während großstädtische Verwaltungen umfangreiche bürokratische Apparate sind, können kleine Städte vergleichsweise flink entscheiden, planen und genehmigen. Wenn die BürgerInnen dann auch noch gut in die Planung der neuen Vorhaben eingebunden sind, versprechen Aneignung von und Zufriedenheit mit den Projekten hoch zu sein.

Kleine smarte Einheiten bilden und verknüpfen.
Smarte Regionen entstehen.

Je größer die Entfernung zur nächsten großen Stadt ist, umso aufwendiger gestaltet sich für BürgerInnen der Zugang zu Verwaltungs- und medizinischer Infrastruktur, zu höherer Bildung, sozialen Einrichtungen sowie zu verschiedensten Dienstleistungen. Es ist notwendig, den Zugang zu öffentlichen und privaten Dienstleistungen an Orten abseits der wirtschaftlichen und kulturellen Zentren sowie von Verwaltungssitzen zu erleichtern. Smarte Lösungen können das in vielen Fällen leisten. Lokale Ressourcen und Potenziale können optimal genutzt werden, wenn kleine Smart Cities ihre intelligenten Lösungen mit denen benachbarter Städte verknüpfen und damit die Ressourcen beider Seiten erweitern. Diese Effizienzsteigerung und Verbindung von Potenzialen stärkt die sozioökonomischen Attraktoren einer Region.

Kleine Gemeinden verfügen nur in eingeschränktem Maße über technische Ressourcen. Da ist es naheliegend, Aufgaben auszulagern. Public-Private-Partnerships (PPP’s) sind in diesem Fall eine vielversprechende Möglichkeit, um Smart City-Programme lancieren und betreiben zu können. Davon profitieren lokale Unternehmen, die über das nötige Know-How verfügen, ebenso. PPP’s können so ein bedeutsamer Wirtschaftsmotor in finanziell angespannten Zeiten sein.

Kräfte bündeln, um Visionen zu verwirklichen

Ein Beispiel für eine Kleinstadt, die ihre Potenziale aus Verwaltung, BürgerInnen und Wirtschaft bündelt und sich für eine zielgerichtete Entwicklung zur Small Smart City zunutze macht, ist das steirische Leibnitz. Leibnitz begegnet seinem Bevölkerungswachstum gezielt mit einer smarten Entwicklungsstrategie, die die Gemeinde langfristig zur Vorzeigestadt in den Bereichen Energieversorgung und grüne Infrastruktur machen soll. Astrid Holler von der Stadtgemeinde Leibnitz erläutert die ambitionierten Ziele der Strategie: „Wir möchten bis zum Jahr 2030 in der Lage sein, die Stadt vollständig mit erneuerbarer Energie aus Abwärme und Biomasse zu versorgen“. Dies will die Small Smart City durch Bündelung der Kräfte und des Wissens aus BürgerInnen-Beteiligungsprozessen und Expertisen sowie der Nutzung kommunaler Potenziale erreichen. „Gleichzeitig werden wir die innerstädtische grüne Infrastruktur erhalten und ausbauen“, führt Holler die Vision der Stadt weiter aus. Diese Maßnahmen reduzieren den Ausstoß von Treibhausgasen, wirken einer Überhitzung des städtischen Bereichs entgegen und steigern die Resilienz der Stadt gegenüber extremen Wetterereignissen, die mit dem Klimawandel verstärkt erwartet werden. Um die Umsetzung des Vorhabens sicherzustellen, werden unterschiedliche Umsetzungspartnerschaften eingegangen.

Keiner ist zu klein, um ein Meister zu sein

Small Smart City-Projekte können eine attraktive Option sowohl für Stadtverwaltungen wie auch für BürgerInnen und lokale Betriebe darstellen. Aufgrund ihrer überschaubaren Größe bieten sich kleine Städte als „Labor“ zur Erprobung neuer Lösungen an, in dem Auswirkungen gut beobachtet und gemessen werden können. Die Kooperation von Verwaltungen mit innovativen lokalen Unternehmen erleichtert oder ermöglicht die Verwirklichung von Vorhaben und fördert die lokale Wirtschaft. Win-win.