Niklas goes Nature_Holz-Stroh-Lehm im geförderten Wohnbau

Klimaschutz im geförderten Wohnbau Wiens: Beim integrativen Baugruppenprojekt Assemblage Niklas Eslarn werden Außenwandbauteile des Holzfertigteilbaus zu 100% ökologisch ausgeführt: Zwischen die Holzkonstruktion eingefüllte Baustrohballen bilden die perfekte Oberfläche für den Lehmputz. Berechnungen zu Nachhaltigkeit und Kosten liegen bei Projektende vor. Eine breite Anwendung wird simuliert und im Vergleich zu derzeit üblichen Bauformen bewertet.

Ausgangssituation

In Wien werden im geförderten Wohnbau jährlich bis zu 10.000 neue Wohnungen geschaffen. Fehlende Fachkenntnisse, Baugesetze und zu hohe Kosten führen idR zu Stahlbetonbauweise mit Wärmedämmverbundsystem. Klimaschutz wird aber auch im Wohnbau entschieden, der Holzbau erobert vorsichtig den urbanen Raum, Bauwerke wie das HoHo stellen Vorreiter dar. Beim vorliegenden Projekt handelt es sich um den Siegerbeitrag eines Baugruppenwettbewerb, ausgeschrieben vom wohnfonds_wien. Familien mit Migrationshintergrund und österreichischen Familien bilden das Kollektiv „Assemblage Niklas Eslarn“, das Wohnraum und Wohnumgebung gemeinsam mit Unterstützung der Architektinnen plant und bewohnt. Siedlerstunden und Selbstbau sind im Projekt vorgesehen. Baubeginn ist Mitte 2022, Fertigstellung mit Ende 2023 garantiert. Das Baugruppenprojekt besteht aus zwei Architekturen. RfM_Räume für Menschen_Architektur (Jutta Wörtl-Gössler, Ulrike Machold) untersucht eine duplizierbare Lösung für nachhaltigen, geförderten Wohnbau. Ihre Holzbauten mit 15 Wohneinheiten bestehen aus Brettstapeldecken, Massivholzwänden als Tragstruktur und Außenwänden in Holzständerkonstruktion. Sämtliche Bauteile werden in der Halle vorgefertigt.

Ziele & Ergebnisse

Bedingungen und Kosten für den Einsatz von Baustrohballen und Lehmputz sollen im vorliegenden Projekt untersucht werden. Diese Baustoffe bilden die Grundlage für eine „Nature Based Solution“ für den sozialen Wohnbau. Der nachhaltige, energetisch hochwertige Bauteil Außenwand besteht am Ende aus CO2-neutralen, transportarmen Rohstoffen, die 100% recyclierfähig und kompostierbar sind.

Innovation

Nicht konventionelle Vorgehensweisen gehen oftmals mit Zweifeln von unterschiedlichen Stakeholdern einher. Allzu oft sind die Kosten treibender Faktor für Entscheidungen für oder gegen die Umsetzung innovativer Ansätze. Allerdings werden bei den Errichtungskosten vorrangig kurzfristige, leicht nachvollziehbare Kostenpositionen in Betracht gezogen, während nicht unmittelbar umlegbare Kosten in den Hintergrund treten. Zu diesen Kosten gehören zweifellos für eine Volkswirtschaft wesentliche Aspekte der Gesundheit der Bevölkerung und damit einhergehend die Anzahl der Krankenstandstage. Zu den gesundheitsbeeinträchtigenden Faktoren im Innenraum gehören unter anderem chemische Parameter, die nicht selten durch Bau- und Ausstattungsmaterialien in den Innenraum eingebracht werden. Der Einsatz von Strohballendämmung und Lehmputz im urbanen Bereich und sozialen Wohnbau ist wenig erprobt, daher werden Kosten höher angenommen. Durch Fördermittel, die Mehrkosten reduzieren, konnte die Fa. Handlerzu einer Kollaboration gewonnen werden – mit Unterstützung der Konsortialpartner wird das Unternehmen die neuen, nachhaltigen Wandsysteme planen und produzieren. Die Professionalisierung der Mitarbeiter:innen durch die Schulung reduziert in Zukunft Kosten. Nutzung der erworbenen Skills für weitere Bauvorhaben wird auch unter dem Druck der Klimaschutzvorgaben notwendig und positioniert somit die Firma progressiv am Markt. Ein Kostenvergleich mit herkömmlicher, gewohnter Bauweise (same-same) ist möglich. Die Nutzung von lehmigem Aushub als Lehmputz löst zwei Problemstellungen: Aushubmaterial wird vor Ort verwendet, was den Abfall reduziert und CO2-intensive Transporte einspart. Kostensenkung wird durch Selbstbauleistung der BewohnerInnen erzielt. Stroh und Lehm können sowohl wiederverwertet - Cradle-to-cradle - als auch rückstandslos kompostiert und in den Naturkreislauf eingebracht werden.

Forschungsergebnisse in die Praxis überleiten

Der Einsatz von Stroh und Lehm wurde bereits kleineren Einheiten untersucht, die Überführung in ein professionelles Umfeld soll die Anwendung in die Breite bringen. Das Baugruppenprojekt hat mit 15 Wohneinheiten im Holzbau eine überschaubare Größe für das reale Experiment. Kommunaler Mehrwert wird durch Kommunikation innerhalb der Förderstelle, Publikation innerhalb der Fachwelt (und Exkursionen mit Baubeteiligten, -interessierten und BewohnerInnen generiert.

Summary

Up to 10.000 new dwellings in subsidized housing are created each year in Vienna. The lack of expertise, construction laws and high costs lead to the reinforced concrete constructions covered by thermal insulation systems. Sustainable housing may contribute to climate protection. Nowadays timber constructions carefully conquer the urban space with buildings like the HoHo are pioneers. The cohousing project won the competition organized by wohnfonds_wien, and was selected to further processing. Families with a migrant background and austrian families form the collective "Assemblage Niklas Eslarn“, they take part in the planning with the support of the architects. “Siedlerstunden“, meaning that the future habitants can reduce their costs by participating in the working process, and self-construction are part of the project. Construction starts in mid-2022 and completion is guaranteed at the end of 2023. The co-housing project consists of two architectures. RfM_Räume für Menschen_Architecture, (Jutta Wörtl-Gössler, Uli Machold) explores solutions for sustainable subsidized housing. Timber constructions contains 15 flats with wooden ceilings and partially solid wood walls. All components are pre-fab. The timber frame of the external wall construction will be further improved ecologically. Straw insulation and clay plaster replace mineral wool and plaster carton. The use of the excavation material on site will be investigated. The aim is to make sustainable building competitive and to increase the width of the housing by professionalizing and using raw materials. Conditions and costs for the use of straw and clay will be examined in this project. These building materials form the basis for a "Nature Based Solution".

Zuletzt aktualisiert am 11/10/2021

Projektdaten – Umsetzungsprojekt im 12 Call

Projektstart: 01.09.2021
Projektende: 09.06.2024
Genehmigte Förderung: € 120.148
Genehmigte Projektgesamtkosten: € 265.154

Konsortium

RFM Architektur (Konsortialführer)
Christian Schmall, Handler-Group
Gartenheim
IBO_Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie
Uli Machold – Räume für Menschen-Architektur

Projektergebnisse

Ansprechpersonen

Projektleitung Arch.in Mag.a Jutta Wörtl-Gössler RfM Räume für Menschen Architektur +43 (0) 01 9696327 +43 (0) 0680 1226081 E-Mail
Programm-Management Klima- und Energiefonds Smartcities E-Mail