iENERGY Weiz-Gleisdorf
Im Projekt wurde auf Basis eines interdisziplinären Stakeholder-Prozesses eine "zero-emisson-Vision 2050" für die urbane Region Weiz-Gleisdorf entwickelt und mit einer Roadmap und Maßnahmenplänen hinterlegt. Dabei wurden speziell die Themen Kommunikation, Information, Energie, Gebäude, Mobilität sowie die Schnittstelle Mensch-Technik adressiert und intelligent verknüpft.
Ausgangssituation
Die Region Weiz-Gleisdorf ist eine stark wachsende urbane Region mit 18 Gemeinden und den Städten Weiz und Gleisdorf (41.600 EinwohnerInnen), rund 20 Kilometer östlich der Stadt Graz gelegen. Seit 1996 leistet der Entwicklungsverband „Energieregion Weiz-Gleisdorf“ wertvolle Basisarbeit, die im Zuge des „Smart Energy“-Projekts weiter vorangetrieben wird. Im Jahr 2007 wurde die Energieregion Weiz-Gleisdorf als Leader Region für die Förderperiode von 2007 bis 2013 bestätigt.
Erarbeitete Vision
“Die Region blüht!“ – durch die konsequente Umsetzung der Vision und die Fokussierung auf Energiefragen hat sich die Region hervorragend entwickelt. Die Firmen in der Region können sich am Weltmarkt behaupten und haben durch innovationsgetriebenes Wachstum sehr viele „Green Jobs“ geschaffen. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Arbeitslosenrate der Region auch weiterhin weit unter dem österreichischen Durchschnitt liegt. Ermöglicht und gestützt wird das durch ein Management, das die konsequente Kooperation in der Region koordiniert, eine überparteiliche Herangehensweise der Akteure, eine regionale Raumplanung, die insbesondere Energie-Aspekte berücksichtigt sowie die Beteiligung der BürgerInnen.
In der Energieregion wurde einerseits auf den Ausbau der Stromnetze zu „smarten“ Netzwerken gesetzt und andererseits ein feingliedriges Gasnetz aufgebaut. Diese Netze greifen harmonisch ineinander und kompensieren Bedarfsspitzen aus Industrie und Haushalten. Darüber hinaus bedienen diese beiden Netze auch die Mobilität in der Region die auf Biogas- und E-Mobilität basiert.
E-Mobilität bestimmt den Verkehr innerhalb der Region. Überregional steht die Biogas-Mobilität im Vordergrund. Zusätzlich zum motorisierten Individualverkehr stehen ausgeklügelte CarSharing Angebote und ein gut ausgebautes Netz des öffentlichen Verkehrs zur Verfügung.
Im Bereich Wohnen bewegte sich auf Initiative der BürgerInnen sehr viel. Neubauten sind „Plusenergie-Gebäude“ – produzieren also mehr Energie als sie verbrauchen. Hightech-Steuerungen in den Gebäuden und eine regionale Energieraumplanung bringen zusätzliche Synergieeffekte.
Die Energieproduktion erfolgt in erster Linie dezentral und setzte auf die integriert Nutzung regionaler Ressourcen. Dies wurde auch durch den Aufbau von Agro-Forstsystemen ermöglicht. Dadurch können die regionale Lebensmittelversorgung und großflächige Energiepflanzungen (Kurzumtrieb) kombiniert werden. Darüber hinaus funktioniert die Landwirtschaft nach den Prinzipien der Bodenschonung und des Humusaufbaus was ein weiterer Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften sowie zur Schonung des Klimas ist.
Durch diese Errungenschaften hat sich die Region ein herausragendes Image erarbeitet. Es zeigt sich, dass die konsequente Umsetzung der Vision 2050 die Energieregion zum Vorreiter bei der Umsetzung modernster Energietechnologien werden hat lassen. Die vorhandenen Strukturen ermöglichen aber, dass weiterhin externe Impulse in der Technologieentwicklung weiterhin aufgenommen und umgesetzt werden können.
Erarbeiteter Maßnahmenplan
Das Projekt “iENERGY Weiz-Gleisdorf 2.0 – die Macht einer Vision!” baute auf die Energievision 2050 auf. Ziel war die sichtbare Vorwegnahme dieser Vision in Form einzelner Demonstrationsvorhaben d.h. die öffentliche Sichtbarmachung visionärer Gesamtlösungen. Die nachhaltigen Gesamtlösungen enstanden dabei in erster Linie durch Bürgerbeteiligung – der Einsatz innovativer Technologien bzw. deren Integration zu intelligenten Produkten und Dienstleistungen sowie deren anwenderorientierte Demonstration bildeten wichtige Impulse für das Energie-Bewusstsein der Menschen, auf kollektiver und individueller Ebene.
Folgende Demo-Vorhaben verdeutlichen die Vision auf unterschiedlichen Wirkungsebenen:
Ebene Region:
- iEnergy Vision Monitor: gibt der Bevölkerung Auskunft über den aktuellen Status hinsichtlich der Umsetzung der Energie-Vision
- iEnergy Origin Scan: informiert den Kunden über die reale Stromzusammensetzung im Bereich seiner Verbrauchsstätte
- iEnergy Aid Fund: alternativer Finanzierungsmechanismus für erneuerbare Energieerzeugung und zur Finanzierung von Energie-Effizienzmaßnahmen
Ebene Demonstrationsobjekte (Energieautonomie):
Ausgehend von der Erfahrung und Erfolgen aus Projektphase 1 wurde deutlich, dass das Konzept der „Smart Cities“ und die damit verbundene Energieautonomie nur dann Realität werden konnte, wenn eine integrale Betrachtung von technologischer Innovation, struktureller Innovation und sozialer Innovation erfolgte. Und dies auf der Ebene konkret fassbarer auf die relevanten Zielgruppen ausgerichteten Ansätze. Die vier Demonstrationsprojekte wurden daher so ausgewählt, dass für vier zentrale Nutzergruppen Lösungen entstehen, die das Potential aufweisen, und für die weitere Zukunft Mut für die breite Umsetzung konkreter Lösungen machen.
- Nutzer-Segment „Gewerbe, Dienstleistung“ (Innovationszent-rum Weiz IV)
- Nutzer-Segment „Industrie“ (ELIN Motorenwerk)
- Nutzer-Segment „Private“ (Sanierung Pensionistenwohnheim Gleisdorf)
- Nutzer-Segment „Öffentliche“ (Siedlung Smart-x)
Ausblick
Das Szenario „Die Region blüht!“ bildet das Zukunftsbild 2050 bzw. die Vision 2050. Der Entwicklungsprozess und der Bürgerbeteiligungsprozess sollten auf Basis dieses Zukunftsbildes unter Einbeziehung der qualitativen Ergebnisse des Szenarien-Parcours unbedingt weitergeführt werden, um einerseits die sich ständig verändernden Zukunftsvorstellungen der einzelnen BürgerInnen der Energieregion gerecht zu werden und andererseits die Basis des gemeinsamen Zukunftsbildes stetig zu erweitern.
Mit dem transdisziplinären und partizipativen Vorgehen in der Entwicklung der Vision 2050 wurde das Potential sichtbar, das in der Region mit Blick auf die Weiterentwicklung der „Energieregion Weiz-Gleisdorf“ vorhanden ist. Im Zuge von „iEnergy“ wurde ein Raum geschaffen, in dem nicht nur Wissenstransfer stattfand, sondern durch die Integration unterschiedlicher Erfahrungen und Wissensbestände auch neues Wissen generiert werden konnte.
Darüber hinaus wurde auch ein Kommunikations- und Aushandlungsprozess in Gang gesetzt, der sich zum einen als Diskurs im öffentlichen Raum ausbildet, zum anderen die politische Diskussion unter politischen Entscheidungsträgern intensiviert und zur Ausbildung neuer Kommunikationsräume zwischen VertreterInnen unterschiedlicher Gesellschaftsbereiche beiträgt. Gerade der letzte Punkt scheint sehr von Nöten zu sein, zumal der institutionelle Korpus der Energieregion sehr stark von politischen Entscheidungsträgern getragen wurde. Um eine breite Identifikation mit der Energieregion zu generieren war es daher von Nöten, Stakeholder unterschiedlicher Gesellschaftsbereiche auch in den institutionellen Korpus der Energieregion (auf Entscheidungsebene) vermehrt einzubeziehen. Dass hierfür Interesse herrschte, hatte sich im Laufe des Visionsbildungsprozesses gezeigt.
Diese Erfahrungen und die zahlreichen neuen oder erneuerten Kontakte zwischen dem institutionellen Korpus der Energieregion und den BürgerInnen der Region Weiz-Gleisdorf sollten unbedingt als Ausgangspunkt für einen kontinuierlichen Beteiligungsprozess genutzt werden.
Die Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass die in der Energieregion getroffenen Maßnahmen im Gebäudebereich eine Wirkung auf die Akzeptanz der Technologien haben. Es wurde eine höhere Akzeptanz der Gebäudeenergietechnologien im Vergleich zu wenig akzeptierten Technologien im Mobilitätsbereich festgestellt.
Dies zeigt die Relevanz der Vorbildfunktion der Gemeinde, die durchaus weiter ausgebaut wurde. Unsere Analysen zeigten ebenso, dass das soziale Umfeld stark mit der Beurteilung der Vor- und Nachteile von Technologien korreliert ist. Dies unterstreichte die Bedeutung von Pioniernutzern für eine Transition hin zu einer Vision 2050 heraus.
Projektdaten – Projekt im 1. Call
Projektstart: | 01.04.2011 |
Projektende: | 29.02.2012 |
Genehmigte Förderung: | € 99.800,- |
Ausbezahlte Förderung: | € 82.108,- |
Genehmigte Projektgesamtkosten: | € 266.485,- |
Zuletzt aktualisiert am 05/15/2020