Care4GREEN – partizipative Erhaltungspflege für Grüne Infrastrukturen

Bestehende Grünflächen im privaten und kommunalen Wohnbau sind derzeit häufig defizitär ausgestattet. Sie können das immer akuter nötige Potenzial im Kampf gegen negative Klimaauswirkungen nicht zur Genüge ausschöpfen. Die klimaresiliente Stadt braucht aber hochwertige nature-based solutions auf allen zur Verfügung stehenden Flächen. Gemeinschaftsgrünflächen verkümmern häufig aufgrund unzureichender Pflege, oder Wohnbauträger scheuen mit Blick auf die Pflegekosten bereits vorweg Investitionen in qualitatives Grün. Care4GREEN entwickelt und erprobt die partizipative Erhaltungspflege durch Bewohner*innen an zwei bis drei Case Studies. Ergebnisse des Projekts wie Muster-Pflegeverträge, erprobte Anreizmodelle, eine Open Access Plattform zur Unterstützung der Selbstorganisation, Leitfäden für Hausverwaltungen sind wertvolle Werkzeug für die Planung und Erhaltung hochwertiger Grüner Infrastrukturen, die bis dato noch nicht vorliegen und langfristig funktionierende Begrünungen ermöglichen.

Ausgangssituation

Bis dato wird die Grünraumpflege meistens gänzlich an externe Dienstleister ausgelagert. Dies hat zur Folge, dass aus Kostengründen sogenanntes pflegeleichtes Grün eingesetzt wird. Viele Grünstrukturen werden fälschlicherweise als pflegeintensiv eingestuft, hochwertiges Grün wird in den meisten Fällen erst gar nicht geplant, in der Umsetzung teilweise oder gänzlich gestrichen oder fällt aufgrund von unzureichender oder falscher Pflege mit der Zeit aus und wird durch neue graue, harte Strukturen ersetzt.

Ziele & Ergebnisse

Bei Care4GREEN werden erstmalig Bewohner*innen partizipativ in die laufende Pflege und den nachhaltigen Erhalt des Gemeinschaftsgrüns ihrer Wohnanlagen einbezogen. So wird eine organisierte Schnittstelle zwischen Hausverwaltung und Bewohner*innen geschaffen, die bis jetzt im Hinblick auf Grünpflege gefehlt hat. Mittels Anreizsetzung werden Personen angesprochen, die sich gerne mehr für die Attraktivierung des Grüns einsetzen. CO-KREATIVE PHASE: Im Projekt werden mit vier Hausgemeinschaften Demo-Cases umgesetzt. Im Frühjahr 2022 fanden die ersten Workshops mit Bewohner*innen zur co-kreativen Erarbeitung der gemeinsamen Verbesserungsziele und Möglichkeiten für die Freiräume in den Anlagen statt. Allen Gruppen war es dabei wichtig, zentrale Treffpunkte mit hoher Aufenthaltsqualität für den nachbarschaftlichen Austausch zu schaffen. Grüne, beschattete Sitzgelegenheiten spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Optionen zur privaten Grünpflegebeteiligung wurden für jeden Standort individuell mit den Gegebenheiten vor Ort und den persönlichen Möglichkeiten der Bewohner*innen abgestimmt. Wissenslücken zur Pflanzenpflege werden im Rahmen der nächsten Workshops individuell für die Gruppen geschlossen. Die Bewohner*innen identifizieren sich durch die Beteiligung stärker mit den Grünanlagen. Durch stärkere Nutzung erfahren die Räume eine generelle Aufwertung. In Kombination mit einer Web-Plattform mit Tutorials und Anleitungen, garantiert die Workshopbegleitung eine nachhaltige Überführung in die Selbstorganisation der Hausgemeinschaft. Die Aufbereitung rechtlicher Aspekte und von Musterverträgen durch Care4GREEN schafft Rechtssicherheit für Bauträger, Hausverwaltung und Nutzer*innen. Weiters wird ein Leitfaden für Bauträger*innen und Hausverwaltungen erstellt, wo besonders geeignete und klimaresiliente nbs-Interventionen für Best Practice Begrünungsformen im Wohnbau gelistet und sinnvolle Herangehensweisen an die Planung, Finanzierung, Umsetzung und Pflege weitergegeben werden

Innovation

Das Alleinstellungsmerkmal des Projekts ist, dass eine Analyse der (begrünungs-) technischen, finanziellen, organisatorischen sowie rechtlichen und sozialen Parameter quer über verschiedenste geplante und umgesetzte Projekte verschiedener Bauträger erfolgt welche dazu dient, Best und Bad Practise zu identifizieren. Das Interesse jedes angesprochenen Bauträgers in diesem Zusammenhang ist hoch, Hausverwaltungen sind aufgrund der rechtlichen Themen sehr zurückhaltend und doch ein Schlüsselplayer. Derzeit sprechen erfahrungsgemäß nur sehr wenige Begrünungen im Wohnumfeld das aktive Mittun des Nutzers an oder sind dafür überhaupt geeignet. Das Projekt spricht also derzeitige Barrieren der co-kreativen Pflege und einer gerechten Kosten-Nutzen Struktur zwischen allen Beteiligten über den gesamten Prozess an. Eine reale Praxisumgebung stiftet Vertrauen in neue Herangehensweisen und die Ergebnisse werden öffentlich verfügbar gemacht und an ein neuartiges Dienstleistungsangebot geknüpft. Die Erkenntnisse sind selbstverständlich auch für öffentliche Grünflächen relevant und umlegbar.

Forschungsergebnisse in die Praxis überleiten

Die Forschungserkenntnisse werden via Open Access Plattform, die im Rahmen des Projektes entwickelt wird, einer breiten und interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Medienberichte, Publikationen in Fachzeitschriften und Präsentationen bei (inter-)nationalen Fachkonferenzen sorgen für eine breite Disseminierung des erworbenen Wissensgewinns. Außerdem werden Guidelines und Empfehlungen zu partizipativen Pflegekonzepten für Bauträger und Hausverwaltungen aufbereitet.

Stadt als Testbed nutzen

Die partizipative Grünpflege wird an vier sehr diversen Wohnhausanlagen erprobt. Passgenaue Pflegekonzepte werden entwickelt und die Bewohner*innen mit Workshops angeleitet. In der co-kreativen Phase fanden Workshops zur Freiraumgestaltung statt. Insgesamt starten 16 Teilnehmer*innen in das Projekt. Die derzeit noch kleinen Gruppen sind hoch motiviert. Zusätzlich soll eine nutzerfreundliche Web-Plattform mit Anleitungen und Organisationsfunktion, die Selbstorganisation langfristig unterstützen.

Kommunalen Mehrwert erzeugen

Im Rahmen des Forschungsprojektes werden Förderempfehlungen für die öffentliche Hand erarbeitet und mit der Stadtverwaltung in Wien/ MA22 und in Graz/ Umweltamt abgestimmt. Darüberhinaus wird zudem die Übertragbarkeit des Care4GREEN Konzepts auf den öffentlichen Raum geprüft.

Summary

The negative effects of climate change are increasingly being countered by the use of green infrastructure. They are seen as efficient measures to counteract urban heat. Good, high-quality open spaces must be closely maintained and developed. The usual maintenance intervals of contracted external companies are usually not sufficient. In practice, there are frequent breakdowns and the green spaces are not maintained in the long term. The desired cooling effects do not occur, and biodiversity is greatly reduced. A promising approach can be the participatory involvement of committed residents in the maintenance and management of green spaces (inner courtyards, green facades, green roofs etc.). For property management companies, legal uncertainties and the complexity of liability, risk, and warranty still represent high barriers to the involvement of private users; attractive incentive models are also lacking. Care4GREEN is developing solutions for this and for the first time is creating an interface between property developers, property management companies and residents to optimize the maintenance process of green infrastructure by involving users in and providing incentives for active green space maintenance. Legal certainty for property management companies and apartment owners and residents will be created and the necessary model contracts will be developed. The goal is to enable house communities in municipal and private housing to green their open spaces (high-quality and sustainable), to expand the green stock and to become actively and permanently involved in the care of the green spaces. On the basis of two to three case studies, interested residents are to be involved in the maintenance of green infrastructures through innovative co-creation methods and workshops. Suitable incentives (monetary/non-monetary incentives) and care concepts will be developed and tested in the show cases.

Zuletzt aktualisiert am 10/19/2022

Projektdaten – Umsetzungsprojekt im 12 Call

Projektstart: 15.02.2021
Projektende: 14.02.2024
Genehmigte Förderung: € 599.980
Genehmigte Projektgesamtkosten: € 999.969

Konsortium

tatwort nachhaltige Projekte GmbH (Konsortialführer)
Universität für Bodenkultur / Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau (IBLB)
DI Ralf Dopheide e.U.
Grün statt Grau Forschungs- und Innovations GmbH
Fluxguide Ausstellungssysteme GmbH
RA Mag. Peter Skolek

Projektergebnisse

Ansprechpersonen

Projektleitung Mag. Doris Allerstorfer tatwort nachhaltige Projekte GmbH +43 (0) 1 4095581 - 215 E-Mail
Programm-Management Klima- und Energiefonds Smartcities E-Mail