Zukunft Kleinsiedlung Pernegg | Integriertes Co-Design für eine typologiegerechte, klimawirksame Siedlungsmodernisierung

Das Sondierungsprojekt Zukunft Kleinsiedlung Pernegg lotet anhand der Arbeitersiedlung in der Gemeinde Pernegg an der Mur an der konkreten Sanierungsaufgabe und im Rahmen eines Co-Design-Prozesses aus, inwiefern die Entwicklung von vorfertigbaren Holzbaumodulen geeignet sein kann, unter Beibehaltung des Bestandscharakters, den kommunalen Mehrwert und die Klimawirksamkeit über das Niveau einer herkömmlichen Sanierung hinaus zu erzielen. Zudem soll durch Verdichtung attraktiver Wohnraum unter Stärkung der Freiraumqualität geschaffen werden. Die Baumaßnahmen sollen ohne große Beeinträchtigung der Wohnfunktion ablaufen können. Dabei sollen Maßnahmen und Anreize zur Einleitung der Energie- und Mobilitätswende gesetzt und die Notwendigkeit zur Klimawandelanpassung im Bewusstsein der Bevölkerung verankert werden. Die Sanierungsmethoden und Baumodule sollen in einem nachfolgenden F&E Pilotprojekt zu einem, auf ähnliche Siedlungsbauten übertragbaren, marktfähigen Bausystem entwickelt werden.

Ausgangssituation

Beeinflusst vom Wohnungselend des 19. Jahrhunderts entstanden im deutschen Sprachraum von ca. 1920 bis nach dem zweiten Weltkrieg neue Wohntypen für die Arbeiter:innenschaft. Viele dieser Siedlungen wurden nach den Ideen des Heimatschutzes errichtet, mit verbesserter Wohnqualität und großzügigen Grünflächen. Tausende davon werden heute noch genutzt, weisen aber oft einen beträchtlichen Modernisierungsrückstand auf und Bewohner:innenmilieus mit der Tendenz zur Entstehung sozialer Brennpunkte. Übertragbare Methoden zur typengerechten Sanierung, um vorhandene Potentiale für eine klimagerechte Siedlungsmodernisierung und Aufwertung in einer relevanten Größenordnung zeitnah nutzen zu können, sind noch nicht verfügbar.

Ziele & Ergebnisse

Das Sondierungsprojekt lotet anhand der Kleinsiedlung in Pernegg an der Mur, die zum urbanen Experimentierraum gemacht wird, an der bereits in Konzeption befindlichen Sanierungsaufgabe aus, inwiefern die Entwicklung von vorfertigbaren modularen Bausystemen aus Holz geeignet sein kann, unter Beibehaltung des Bestandscharakters Mehrwert und Klimawirksamkeit über das Niveau einer herkömmlichen Sanierung hinaus zu erzielen. Zusätzlich soll durch Verdichtung weiterer attraktiver Wohnraum bei gleichzeitiger Stärkung der Freiraumqualität geschaffen werden. Die Baumaßnahmen sollen ohne große Beeinträchtigung der Wohnfunktion ablaufen können. Weiters sollen Maßnahmen und Anreize zur Einleitung der Energie- und Mobilitätswende gesetzt werden und die Notwendigkeit zur Klimawandelanpassung im Bewusstsein der Bevölkerung verankert werden. Dadurch wird kommunaler Mehrwert generiert. Die Sondierung dient der inhaltlichen und strategischen Vorbereitung eines nachfolgenden F&E Demoprojekts, also zur Überleitung von Forschung in die Praxis. Dieses soll unter Einbeziehung von Holzbaufirmen, Baustoffherstellern und Forschungseinrichtungen in einer marktfähigen Produktentwicklung münden, die auf ähnliche Siedlungstypen übertragbar ist. Basierend auf einer systematischen Bestandsanalyse und Bewertung und den Ergebnissen aus einem kooperativen Partizipationsprozess zur Ideenfindung, Stärkung der Nachbarschaft und der Identifikation mit den Maßnahmen werden die Rahmenbedingungen, Zielsetzungen und Kriterien für nachhaltige Sanierungsmaßnahmen formuliert und konkrete Lösungsvarianten erarbeitet. Anschließend werden die technischen Systemmöglichkeiten für Sanierungsmodule unter Berücksichtigung der jeweiligen Vor- und Nachteile von industrieller und regionaler handwerklicher Vorfertigung evaluiert und aufgezeigt. Ab 1. Mai 2023 startet unser 3-jähriges Folgeforschungsprojekt “smarteVERANDA” konkret anhand der Arbeitersiedlung/Jobstmannsiedlung in Pernegg.

Innovation

Aufgrund der bereits im Vorfeld der Planungen ersichtlichen Komplexität der Fragestellungen ist im Sinne einer gestalterischen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit die Ausweitung des Bearbeitungsumfangs über herkömmliche Maßnahmen hinaus in Richtung Leitprojekt für eine nachhaltige und resiliente Quartiersentwicklung, die auch Energieeffizienz, technische und soziale Innovation, Anreize zur Änderung des Mobilitätsverhaltens usw. beinhaltet, gerichtet. Weiters werden technische und logistische Innovationen erforderlich sein, in der Bauphase Lärm, Schmutz und andere Störungen von den Bewohner:innen bzw. Wohnungen fernzuhalten. Der Innovationsansatz dafür liegt in diesem Projekt in der Entwicklung von vorgefertigten Sanierungs- Anbau- und Nachverdichtungselementen zur minimalinvasiven, störungsarmen Gebäudeadaptierung, die eine hohe Übertragbarkeit auf weitere ähnliche Siedlungen dieses weitverbreiteten Typs haben. Erstmalig wird bei einem Sanierungsprojekt in diesem Ausmaß ein begleitender Partizipationsprozess mit den Mieter:innen im Quartier durchgeführt. Die Möglichkeit zur Mitwirkung im Entwicklungsprozess weißt ein hohes Innovationspotential auf, dass die Kreativität der Bewohner:innen abruft und Identifikation schaffen. Als begleitende Arbeitsmethode wurde die innovative Methodik der Living Road Map, ein nutzerzentriertes Innovationsökosystem, das zur praxisnahen Entwicklung von Innovationen reale Anwendungskontexte, Nutzer und weitere Stakeholder integriert, gewählt. Es zeigt Entwicklungsperspektiven, Rahmenbedingungen, Einschätzungen, Erwartungen und Maßnahmen im Zeitverlauf auf. Sie dient zur Unterstützung einer bewussten Einleitung zur Kreation neuer räumlicher, technologischer, sozialer oder institutioneller Lösungen. Die Methodik reflektiert, bewertet und korrigiert, den einmal eingeschlagenen Lösungspfad mit Blick auf die gesetzten Ziele und die möglichen nicht-intendierten Nebeneffekte und mindert die Fehleranfälligkeit ab.

Forschungsergebnisse in die Praxis überleiten

Unter Einbeziehung externer Expert:innen und potentieller zukünftiger Konsortialpartner:innen wird als transdisziplinär abgestimmtes Ergebnis der strategische Umsetzungsplan (Living Roadmap) mit priorisierten Maßnahmenvorschlägen, Lösungsansätzen und Empfehlungen für das weiterführende F&E Demoprojekt für die Arbeitersiedlung Pernegg samt Zeitplan, wenn es darum geht, Arbeitersiedlungen als Impulsgeber einer nachhaltigen Entwicklung zu positionieren, vorliegen.

Stadt als Testbed nutzen

In der Sondierung wird die Nachbarschaft der Jobstmannsiedlung zum Experimentierfeld durch Einbeziehung der Bevölkerung in die Ideenfindung für die innovative Gebäudesanierung und partizipative Quartiersentwicklung. Im angestrebten nachfolgenden F&E Demoprojekt werden Nachbarschaft und Gemeinde zum Experimentierraum, weil sie ein Full Scale Versuchsfeld für eigens entwickelte innovative Baumodule bilden, die dort entwickelt, erstmals gebaut, erprobt und mittels Monitoring evaluiert werden.

Kommunalen Mehrwert erzeugen

Die Einbindung aller relevanten Akteur:innen und der Nachbarschaft bildet die Grundlage für die Generierung eines Mehrwertes gegenüber top-down Einzelmaßnahmen und technischen Minimallösungen. Die Themen der Energieeffizienz und des Klimaschutzes werden in und für die Bevölkerung unmittelbar sichtbar, erlebbar und wirksam gemacht. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse ist breitenwirksam und ein wesentlicher Multiplikator.

Summary

Influenced by the misery and shortage in housing during the 19th c., new housing typologies for workers emerged in the German-speaking area from around 1920 until after the 2. WW. Many of these settlements were built according to the ideas of homeland security, improving the quality of life a. featuring green areas. Thousands of these settlements are still in use today, but often showcase a considerable backlog of modernization a. a tendency towards becoming social hot spots. Transferable methods for a type-appropriate renovation are not yet available. Using the small settlement in Pernegg, which is being turned into an urban experimental space, the project explores the extent to which prefabricated wooden modular building systems can be suitable to elevate the spacial quality beyond a conventional renovation, add value and impact the climate positively, while maintaining the existing character. In addition, densification will create further attractive living space while at the same time enhancing the quality of the space in between. The construction work needs to take place without major impairment of the residential function. Furthermore, measures and incentives promoting a transition in energy and mobility are to be set to anchor the need for climate change adaptation within the population. This generates added municipal value. The exploration serves the content-related and strategic preparation of a subsequent R&D demo project - the transition from research to practice. Based on a systematic analysis and evaluation as well as results from a cooperative participation process - generating ideas, strengthening the neighborhood and their identification with the measures - the framework conditions, objectives and criteria for sustainable renovation measures are formulated and specific solutions will be developed. The possible technical system for renovation modules will then be evaluated and shown, taking into account of industrial and regional manual prefabrication.

Zuletzt aktualisiert am 02/04/2022

Projektdaten – Einstiegsprojekt im 12 Call

Projektstart: 15.03.2022
Projektende: 14.03.2023
Genehmigte Förderung: € 96.393
Genehmigte Projektgesamtkosten: € 136.136

Konsortium

adasca - agancy for digital and analogue space couture | Stadt- und Raumplanung (Konsortialführer)
Hohensinn Architektur ZT GmbH
Gemeinde Pernegg an der Mur

Ansprechpersonen

Projektleitung DI Dr.techn. Sanela Pansinger Sanela Pansinger - adasca e.U. +43 (0) 0664 8596584 E-Mail
Programm-Management Klima- und Energiefonds Smartcities E-Mail