smartWOLF - Von der Leere zur Fülle
Im Jahr 2019 wurden die seit 2012 laufenden Maßnahmen zur Stärkung der Wolfsberger Innenstadt in das Projekt smartWOLF übergeführt, um entsprechend dem Ansatz der Smart-Cities-Initiative den integrativen, systemübergreifenden Charakter des Prozesses auszubauen und den Innovationscharakter zu forcieren. Hierbei wurden Methoden für die Leerstands- und Standortanalyse weiterentwickelt sowie Impulsmaßnahmen gesetzt. Ziel des Sondierungsprojekts war es, aufbauend auf bisherigen Umsetzungen sowie weiteren Planungsvorhaben in Wolfsberg, ein integriertes zukunftsfähiges Konzept zur Weiterentwicklung des Stadtzentrums zu erstellen. Durch die Bewertung von Impacts bisheriger Maßnahmen wurden übertragbare Ergebnisse abgeleitet, um anderen Städten Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Dadurch soll Wolfsberg einen Modellcharakter im Umgang mit den Herausforderungen von „Small Smart Cities“ im 21. Jahrhundert erzielen.
Ausgangssituation
Wie in zahlreichen anderen Klein- und Mittelstädten ist auch das historische Zentrum der Stadt Wolfsberg von einem Bedeutungsverlust und einer Zunahme von Leerständen betroffen. Die Veränderungen in Handel und Gewerbe, Einkaufsverhalten und Mobilität sowie Zersiedelung auf der grünen Wiese sind Gründe dafür. Seit dem Jahr 2012 wird in der Stadt Wolfsberg an der Stärkung der historischen Altstadt gearbeitet. Im Jahr 2015 wurde ein Architekturwettbewerb zur Neugestaltung des öffentlichen Raums und ein darauf aufbauender ambitionierter Partizipationsprozess gestartet. Dieser Wettbewerb wurde von balloon ZT GmbH gewonnen und der erste Bauabschnitt im Jahr 2019 fertiggestellt. Ziel des Prozesses ist die Erhöhung der Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Durch ein umfassendes Leerstandsmanagement konnten in den letzten drei Jahren signifikante Erfolge in der Belebung des Standortes erzielt werden. Leerstände werden seit 2016 systematisch erhoben, eine Leerstandsplattform wurde eingerichtet und die Zwischennutzung von leerstehenden Objekten gestartet. Leerstände konnten in diesem Zeitraum durch die umfassenden Maßnahmen teilweise um die Hälfte reduziert werden und innovative Start-Ups leerstehende Lokale in der Innenstadt erobern.
Ziele & Ergebnisse
Ziel des Projekts ist es, an den bisherigen Tätigkeiten in der Stadt Wolfsberg anzuknüpfen und die Analysemethoden sowie die daraus abgeleiteten Maßnahmen zur Stärkung von Innenstädten unter dem Aspekt von Innovation und Übertragbarkeit weiterzuentwickeln. Im Zentrum stehen Fragen der Nutzung des öffentlichen Raums, der Mobilität, des Zusammenlebens und des innerstädtischen Handels. Im Rahmen des Projekts konnte das Wolfsberger Leerstandsmanagement adaptiert und die aktuelle Situation mittels neuen methodischen Zugängen erhoben werden. Weiters wurde die Leerstandsanalyse um das zur Belebung der Innenstadt sehr wichtige Themenfeld „Wohnen” ausgeweitet. Im stadtregionalen Kontext wurden demographische Daten und Kaufkraftströme analysiert sowie Handelssegmente über Heat-Maps räumlich verortet. Auf Grundlage dessen konnten drei Szenarien für die künftige Entwicklung der Innenstadt skizziert werden. Unter anderem zeigen die Analysen den Rückgang von Leerständen und ein deutlich unter dem Durchschnitt liegendes Alter der InnenstadtbewohnerInnen. Weiters sind innenstadtrelevante Handelssegmente auch im Stadtzentrum verortet. Dies unterstreicht die Trendumkehr und das Potential für die Entwicklung der Wolfsberger Innenstadt. Begleitend zu den Sekundärdatenanalysen wurden bisher drei Fokusgruppen durchgeführt. Über eine Stakeholderanalyse wurden die relevantesten Gruppen bestimmt, die in den Prozess eingebunden werden müssen: Jugendliche, HauseigentümerInnen und VertreterInnen der Start-Ups. In der Innenstadt wurden „Smart-Spots“ identifiziert. Dabei handelt es sich um öffentliche Räume, die durch künftige Aktivitäten die Entwicklung positiv unterstützt können: So werden bis zum Abschluss des Projekts Pop-Up Stores eröffnet und weitere Maßnahmen in einem zukunftsweisenden Konzept konkretisiert werden. Die Stadt Wolfsberg möchte damit zeigen, welche Möglichkeiten es für die Entwicklung des historischen Stadtzentrums im 21. Jahrhundert gibt.
Innovation
Bisherige Strategien zur Belebung von Orten mit Leerstandsproblemen zielen zumeist auf sektorale Lösungen ab. So wird zum Beispiel über Handelsmarketing versucht neue “Frequenzbringer” anzusiedeln. Diese Vorgehensweise ist zumeist nur bedingt erfolgreich und auch für eine “nachhaltige Stadtentwicklung” zu hinterfragen, da als Frequenzbringer meist international tätige Handelsketten fungieren. Vielmehr geht es darum, die einzelnen Bereiche vernetzt zu analysieren und integrative Lösungsansätze zu erarbeiten. Innovation in der Entwicklung von historischen Stadtzentren sehen wir darin, lebenswerte Orte zu schaffen, wo Begegnung und Austausch möglich sind. Konsumangebote sollten sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren und ökologisch und sozial tragfähig sein. Leerstand kann hierbei eine wesentliche Ressource sein. Um dieses Potential zu heben, ist ein konsequentes und ambitioniertes Leerstandsmanagement notwendig, welches in diesem Projekt weiterentwickelt wurde. Die Identifikation von Smart-Spots im öffentlichen Raum der Innenstadt schafft die Möglichkeit, eine positive Entwicklung des Stadtzentrums zu unterstützen und dabei ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit zu forcieren. Kulturelles, soziales und räumliches Kapital werden dabei als Ressourcen für integrierte Stadtentwicklungsprozesse gesehen. Innovation ist auch die konsequente Weiterführung unseres BürgerInnenbeteiligungsprozesses, der auf eine direkte Einbindung und Umsetzungsprozesse ausgerichtet ist - schnell sichtbare Ergebnisse motivieren die Beteiligten. In diesem Bereich werden konkrete Maßnahmen im letzten Drittel der Projektlaufzeit gesetzt. So kann, trotz Sondierungsprojekt, der Umsetzungscharakter unterstrichen und in den Köpfen der Menschen verankert werden. Es werden hiermit Möglichkeiten, Maßnahmen und Dynamiken geschaffen, mit denen es zur Umkehr von Negativspiralen im Zuge der Ausdünnung historisch gewachsener Ortszentren kommt.
Forschungsergebnisse in die Praxis überleiten
Sowohl die direkte Einbindung von Akteursgruppen als auch die Dissemination der Zwischenergebnisse waren die wesentlichen Schritte, um Forschung in die Praxis einzubetten. Die parallel stattfindenden Bautätigkeiten im Stadtzentrum bilden eine wichtige Schnittstelle für einen konkreten „Theorie-Praxis-Dialog“. Somit ist eine strukturelle und systemische Grundlage für die weitere Implementierung der konkreten Maßnahmen (Demo) in Wolfsberg entwickelt worden.
Stadt als Testbed nutzen
Die Analyse von Demographie, Gewerbestruktur und Leerständen im städtischen Raum bzw. in der Stadtstruktur ermöglicht die unmittelbare sozialräumliche und stadtökologische Anbindung an die Stadt Wolfsberg. Maßnahmen bei den identifizieren Hot-Spots sollen Innovation, Identität und soziale Netzwerke stärken, um einen Beitrag zur positiven Entwicklung in Wolfsberg zu leisten. Analyseergebnisse dienen wiederum dazu, Erfahrungen an andere Städte bzw. übertragbare Situationen weitergeben zu können.
Kommunalen Mehrwert erzeugen
Durch das Projekt war es möglich, Methoden weiterzuentwickeln, neue Informationen über die Stadt zur Verfügung zu stellen und Tools der Stadtgemeinde Wolfsberg für künftige Verwendungen bereitzustellen. Die Stadtgemeinde kann dadurch den innovativen und ambitionierten Weg weiter beschreiten. Ziel ist es, durch die Umsetzung eines künftigen Demovorhabens, auf Grundlage der laufenden Sondierung, die Impacts von abgestimmten Umsetzungsmaßnahmen weiter zu erhöhen.
Summary
Building on the previous activities in the sense of the revival and development of the city of Wolfsberg, an innovative concept of location analysis has been tested in an interdisciplinary approach as part of the smartWOLF “Sondierungsprojekt”. In addition to its spatially perceptible appearance, the city has many other realities which have been considered and analyzed in the probing: constellations of its protagonists and interests, socio-economic conditions such as purchasing power and vacancies, demographic trends such as population ageing, size of youth population and social trends like suburbanization. This Sondierungsprojekt thus shows that only a systematic integration of all aspects leads to a sustainable city-center development. Such an approach includes not only programmatic tools such as the representation of the density of activities or mixtures of uses, but also impulse actions in the form of "hands on" approach: as performative participation formats, where one sets concrete and fast actions in space and thus initiates a confrontation with resources. The communication and networking of active citizens through numerous workshops with focus groups as well as the media coverage of the activities are an essential part of this methodology. Only together the challenges that affect everyone can be solved. It creates a network capital, which is transformed into a spatial capital, creating an urban space with added value. The systematic combination of these action fields will create a functioning and innovative overall system for the city of Wolfsberg, which will contribute to the regeneration and attractiveness of the old town as well as to the strengthening of the identity of the entire city and its repositioning. The Sondierungsprojekt thus shows the fields of possibility where people encounter each other, gladly stay, work and eventually live. Only in this way is it possible to realize the vision of the city of the 21st century.
Zuletzt aktualisiert am 10/23/2019