Smart City Rheintal II - Elements for the Emission and Energy Related Spatial Development of the Polycentric Structured Rhine-Valley
Das Vorarlberger Rheintal mit seinen 29 Gemeinden ist durch eine polyzentrische Struktur charakterisiert. Es stellt einen der am dynamischsten wachsenden Wirtschaftsräume in Mitteleuropa dar. Aufgrund des hohen Lebensstandards, wohnen etwa 65% der Vorarlberger Bevölkerung in dieser Region, womit der Vorarlberger Ressourcenverbrauch wesentlich durch die Aktivitäten im Rheintal bestimmt wird. Im Jahr 2009 hat der Vorarlberger Landtag einstimmig die Vision einer CO2-freien Energieautonomie bis 2050 samt einem quantifizierten Pfad als energiepolitische Strategie beschlossen. Als Fortsetzung des landesweiten Beteiligungsprozesses wurde in fachübergreifenden Arbeitsgruppen ein Aktionsplan bis 2020 ausgearbeitet, der Ende 2011 wiederum einstimmig vom Landtag angenommen wurde. Neben Querschnittsthemen konzentrieren sich die Maßnahmen auf die Aspekte Raumplanung, Industrie und Gewerbe, Gebäude, Mobilität und Energiebereitstellung aus erneuerbaren Energieträgern.
Inhalte und Zielsetzungen
Mit Fokus auf diese Beschlüsse sollten im Projekt SmartCityRheintal entlang der Bahnachse im Rheintal 4 emissionsfreie Stadt- bzw. Ortsteile in Bregenz, Hard und Feldkirch realisiert werden. Dabei wurden Energie- und Mobilitätsmaßnahmen über technologische und gesellschaftliche Innovationen integrativ miteinander verknüpft.
In Bregenz wurde ein zentraler Bereich samt Hauptbahnhof als neuer Stadtteil mit vielschichtigen Funktionalitäten vollkommen neu errichtet. Dabei wurde ein neu entwickeltes mehrstöckiges Holzhaus – der Life Cycle Tower – in einem Passivhausstadtteil errichtet. In Hard wurde ein vormaliges Industriegebiet revitalisiert. Die Stadt Feldkirch baute am Eingang zur historischen Altstadt ein hocheffizientes, emissionsfreies Kongresszentrum, mit dem ein Green Meeting Konzept umgesetzt wurde. Damit entstand ein autofreier Zugang zur Altstadt, was durch den Einsatz von Beteiligungsprozessen auf breite Akzeptanz stößt.
Zur Berücksichtigung unterschiedlicher gesellschaftlicher und technischer Bedürfnisausprägungen wurden Beteiligungsprozesse und interdisziplinäre Planungsprozesse eingesetzt. Die entstandenen innovativen urbanen Bauprojekte mit Mischnutzungen zeichnen sich durch eine energie- und ressourceneffiziente Bauweise und an die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten angepasste CO2-neutrale Energieversorgungssysteme aus. Zur Versorgung mit Kälte und Wärme dient in den neu entstehenden Arealen die Nutzung von See- bzw. Grundwasser sowie lokal verfügbarer Biomasse.
Mit Blick auf das Gesamtsystem wurde ein Mobility on Demand System mit Social Media Plattformen kombiniert, die das Verhalten der QuartiersnutzerInnen in Richtung alternativer CO2-neutraler Mobilitätsformen wie ÖPNV, Radverkehr oder E-Mobilität unterstützen.
Ein Energiemanagementsystem steuert potenziell mögliche Lastverschiebungen zwischen Erzeugungs- und Verbrauchseinheiten (Gebäude, Elektromobilität), wodurch die wesentlichen Elemente eines Smart Grids entstanden, dessen Funktionalität innerhalb des Projektperimeters im Hinblick auf ein optimiertes Lastmanagement untersucht wurde.
Neben diesen technologischen Lösungen wurde durch Kooperation der Bauträger mit einem lokalen Energieversorger erstmalig ein neues Geschäftsmodell eingeführt und auf seine Akzeptanz geprüft. Damit wurde die Versorgung ganzer Stadtteile mit CO2-freien Energieträgern begünstigt und eine dauerhafte Aktivierung der NutzerInnen für den Klimaschutz erreicht.
Methodische Vorgehensweise
Smart City Rheintal war ein komplexes und innovatives Projekt, in welchen die Ziele partnerschaftlich ohne hierarchische, inhaltliche Weisungsbefugnis erreicht werden sollten. Die Projektpartner verstanden sich sowohl als Kunden, als auch als Entwickler für die einzelnen Teilaspekte des Projekts. Das ganze Projekt hatte von Beginn an einen explorativen Entwicklungscharakter, womit vieles –vor allem Ergebnisse in den einzelnen Projektphasen – von Beginn an unbekannt war. So gab es zu Beginn mehrere parallele, voneinander abhängige Teilprojekte mit ideenhaften Bausteinen. Als gemeinsame Klammer orientierte sich das Projekt an einer „zero emission“-Vision, die sehr viel Interpretationsspielraum zuließ, gleichzeitig aber auch eine hohe Herausforderung darstellte.
Bei einem Projekt mit so vielen Unbekannten brauchte es Flexibilität und die Möglichkeiten zur Anpassung. Die Festlegung von stringenten Teilzielen und zu Beginn klar spezifizierten Arbeitspakten stellte sich vor diesem Hintergrund als nicht praktikabel heraus. In Anlehnung an agile Projektmanagementmethoden wurde ein adaptiver, auf die Vision „zero-emission“ ausgerichteter Prozess für die Abwicklung von Smart City Rheintal konzipiert.
Nach dem Abschluss der Planungsphase wurden im Abstand von 6 Monaten Projektkonferenzen fixiert, in welchen sich die Projektpartner über die erzielten Ergebnisse informierten und über die weitere Vorgangsweise für das nächste halbe Jahr verständigten. Zwischen diesen Projektkonferenzen arbeiteten die Teams der einzelnen Teilprojekte dann weitestgehend autonom. Die Teams orientierten sich an halbjährlichen Etappenzielen samt einer dazugehörigen Aufgabenliste, die während der Projektkonferenzen von den Projektpartnern gemeinschaftlich erarbeitet wurde.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Mit dem Projekt Smart City Rheintal wurden Elemente für 3 emissionsfreie Stadt- bzw. Ortsteile in Bregenz, Hard und Feldkirch realisiert. Dabei wurden Energie- und Mobilitätsmaßnahmen über technologische und gesellschaftliche Ansätze integrativ miteinander verknüpft.
In Hard wurde ein vormaliges Industriegebiet revitalisiert. Dabei konnten trotz fortgeschrittenem Planungsstadium eine nachhaltige Energieversorgung in Kombination mit energieeffizienten Technologien, die Reduktion des Primärenergiebedarfs durch Nutzung von bestehender Bausubstanz und ein quartierbezogenes nachhaltiges Mobilitätskonzept untersucht und umgesetzt werden. Die Stadt Feldkirch baute am Eingang zur historischen Altstadt ein hocheffizientes, emissionsfreies Kongresszentrum, mit dem auf Basis eines integralen Planungsansatzes ein Green Meeting Konzept samt integrierten Mobilitätslösungen umgesetzt wurde. Damit entstand unter anderem ein autofreier Zugang zur Altstadt, was durch den Einsatz von Beteiligungsprozessen auf breite Akzeptanz stößt und jetzt das gesamte Quartier prägt.
Sowohl die entstandenen als auch die kurz vor der Umsetzung befindlichen innovativen urbanen Bauprojekte mit Mischnutzungen zeichnen sich damit durch eine energie- und ressourceneffiziente Bauweise und an die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten angepasste CO2-neutrale Energieversorgungssysteme aus. Zur Versorgung mit Kälte und Wärme ist in den neu entstehenden Arealen die Nutzung von Seewasser, Geothermie oder Luftwärme mittels Wärmepumpen sowie lokal verfügbarer Biomasse umgesetzt oder geplant worden. Mit Blick auf das Gesamtsystem wurden unter anderem Mobility on Demand (MoD)-Systeme und Social Media Plattformen in Form einer App entwickelt, die das Verhalten der QuartiersnutzerInnen in Richtung alternativer, CO2-neutraler Mobilitätsformen wie ÖPNV, Radverkehr oder elektrische Mobilität unterstützen sollen.
Ein integriertes Energiemanagementsystem ist in der Lage, potentiell mögliche Lastverschiebungen zwischen Photovoltaikanlagen und Verbrauchseinheiten (Gebäude, Elektromobilität, Warmwasserspeicher, stationäre Batteriespeicher) zu steuern, wodurch die wesentlichen Elemente eines Smart Grids entstanden sind, dessen Funktionalität innerhalb des Projektperimeters im Hinblick auf ein optimiertes Lastmanagement untersucht wurde.
Im Zuge des Projektes stellte sich heraus, dass die Vermittlung des Zero-Emission-Gedankens einen zentralen Erfolgsfaktor im Entscheidungsprozess eines Endkunden darstellt. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen einer Projektverlängerung das Teilprojekt „Decision for Zero Emission“ abgearbeitet. Es steht nun ein getesteter und evaluierter Leitfaden bzw. Kommunikationsplan für eine zielgruppenorientierte Kommunikation zur Verfügung, um die Zero –Emission Elemente in den Teilprojekten „In der Wirke“, „Seestadt“ und „Seequartier“ vermarkten zu können. Als Highlight zu erwähnen ist die Eröffnung der Mobilitätszentrale, an der sich die erfolgreiche Umsetzung des hier entwickelten Leitfadens bzw. Kommunikationsplans zeigt.
Ausblick
Aufgrund von Verzögerungen in der Genehmigungsphase und neuen Anforderungen konnten die beiden Bauprojekte rund um den Bahnhof Bregenz nicht umgesetzt werden, Im Rahmen des Projektes wurden aber wichtige Vorarbeiten geleistet, um in diesem neuen Stadtteil mit vielschichtigen Funktionalitäten in der Umsetzungsphase auch Elemente einer Zero-Emission City integrieren zu können.
Smart City Rheintal hat auch einen Rahmen für das Marketing von Z.E.-Produkten geschaffen. „Smart City Rheintal“ wurde dazu im Rahmen des Projektes als Dachmarke konzipiert, unter welcher heterogene interdisziplinäre Themenfelder von Firmen im Hinblick auf Zero Emission weiter entwickelt und umgesetzt werden können. Für das Marketing von Z.E.-Produkten trägt vor allem auch die durch das Projekt verfügbare Profilierung von EndkundInnen und Adressaten bei, die im Zuge der Projektverlängerung unter dem Motto „Decision for Zero Emission“ untersucht wurde. So ist es gerade für die Bauträger ersichtlich, dass sich die Erkenntnisse aus den Bereichen Mobilität, VPP und Smart Home direkt im Rahmen von Neuprojekten umsetzen ließen.
Ganz maßgeblich ist hervorgegangen, dass es mittlerweile Technologien und Möglichkeiten gibt, um dem Vorarlberger Ziel „Zero Emission 2050“ näher zu kommen. Die eigentlichen NutzerInnen wurden bislang aber noch zu wenig abgeholt, weshalb intensiv an Bewusstseinsbildung gearbeitet werden muss.
Eine erste beispielgebende Maßnahme in dieser Richtung wurde mit dem Fokusgruppengespräch im Rahmen von Teilprojekt „Seequartier“ gesetzt, die auf eine positive Resonanz der TeilnehmerInnen verweisen kann. Von Seiten der Projektpartner ist auch eine Veranstaltung angedacht, mit welcher die interessierte Bevölkerung über die Ergebnisse von Smart City Rheintal informiert und für „Zero Emissioin 2050“ sensibilisiert werden soll. Eine weitere mögliche Zielgruppe für den Austausch ist der TeilnehmerInnenkreis der Energieautonomie 2050.
Ein Teil der Projektpartner haben die Caruso Carsharing eGen gegründet bzw. sich daran beteiligt. Die Genossenschaft will Mobilitätsdienstleistungen weiter ausbauen und zu einem Standard-Angebot im Wohnbau in Vorarlberg bzw. Österreich etablieren. Mit Rhomberg Bau GmbH wurde bei einem aktuellen Projekt ein E-Carsharing-Angebot in der geplanten Wohnanlage (inkl. Ladestation) vertraglich vereinbart. Weitere Projekte sind in Planung/Vorbereitung.
Die Ausarbeitungen aus den Parkraum-Überlegungen für das Quartier „In der Wirke“ haben Eingang in das Parkraumkonzept der Markgemeinde Hard gefunden. Ausgehend von Parkraummanagement-Konzept Hard wurde inzwischen eine regionale Untersuchung über Potentiale und kommunale Strategien zum Thema Parkraummanagement im nördlichen Rheintal eingeleitet. Im Rahmen der „Wohnbauforschung“ soll bei einem Bauprojekt in Dornbirn eine breite MoD-Platte zur Realisierung kommen.
Das Framework zum Aufbau des Verkehrsmodells kann auch in anderen (geografischen) Gebieten eingesetzt werden. D.h. mit den für Vorarlberg entwickelten Routinen lässt sich ein agentenbasiertes Verkehrsmodell auch in anderen Bundesländern, Staaten, etc. aufsetzen, vorausgesetzt, es sind ähnliche Grundlagendaten vorhanden.
Die Anwendung eines MATSIM-Verkehrsmodells bzw. der daraus gewonnen Fahrzyklen in Kombination mit elektrischem Netzmanagement und E-Mobility (Smart Grids). Hier können die zeitlich sehr genau aufgelösten Fahr- und Standzeiten sowie -örtlichkeiten wesentlichen Input zur Dimensionierung von elektrischen Netzen liefern.
Projektdaten – Umsetzungsprojekt im 2. Call aus dem Jahr 2011 |
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Projektstart: | 01.07.2012 |
Projektende: | 15.12.2015 |
Förderung genehmigt: | € 1.490.100,– |
Förderung ausbezahlt: | € 1.312.657,– |
Konsortium |
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Vorarlberger Kraftwerke Aktiengesellschaft (Konsortialführer) |
AIT Austrian Institute of Technology GmbH |
i+R Gruppe GmbH |
Fachhochschule Vorarlberg GmbH |
Rhomberg Bau GmbH |
PRISMA Zentrum für Standort- und Regionalentwicklung GmbH |
Stadt Feldkirch |
Bosch Software Innovations |
Zuletzt aktualisiert am 05/11/2020