SCHALTwerk Kremsmünster 2030

Durch die Gründung der Energiegemeinschaft „Unsere Energie Kremsmünster“ wird mittelfristig eine Reduktion der Stromkosten um 5% und ein 100%ger Energie-Eigenverbrauch erwartet, was zu einer geplanten Ausweitung auf ganz Kremsmünster und weiterer Gründungen in Adlwang, Kirchdorf und Schlierbrach führen wird.
Auch der Aufbau des selbstorganisierten Co-Working-Spaces „eins“ im Rathaus Kremsmünster und dessen Vernetzung mit den Co-Working-Spaces Leonding, Sierning und Wien auf Basis einer Plattform zum Buchen von Elektroautos und Co-Working-Spaces ist innovativ. Im Bereich der „Kreislaufwirtschaft“ half die Implementierung einer für alle regionalen Sharing Communities offenen, kostenlosen und digitalen Marketing-Plattform: kremsmünster.online.
Innovativ ist auch die dreijährige, multilevel Steuerung aller SCHALTwerk2030 Energietransitionsmaßnahmen (Leaderregion, BGM, Kremsmünster-Fraktionen, Klima- und Energiefonds) auf Basis einer soziokratischen Projektorganisation.

Ausgangssituation

Die Wirtschaftskrise 2008 hatte den Abwanderungsdruck für die 21 Gemeinden des Traun4rtler Alpenvorlandes weiter erhöht. Sichtbar wurde das 2019 durch den Rückgang von Fixanstellungen (Holz/ Erdölderivate etc.) und den Zuwachs von Einpersonenunternehmen und Praxisgemeinschaften. Betroffen davon waren Jugendliche mit höherem Bildungsabschluss genauso wie rückkehrwillige Jungfamilien und Expert:innen und neue Selbständigen 55+. Eine funktionierende, digitale Infrastruktur war zur Überlebensfrage geworden. Waren sich Gemeinden des Traun4rtler Alpenvorlands bisher primär als Wettbewerber um limitierte Ressourcen begegnet, so verfolgte Kremsmünster mit dem Forschungsprojekt eine umfassende Vernetzung der 21 Gemeinden zur Forcierung der Aufrüstung der urbanen Infrastruktur und Umsetzung notwendiger Energietransitionsmaßnahmen. Im Projekt gefragt waren Interventionen auf drei Ebenen: a) Aufbau von Strukturen und Netzwerken zur Förderung der Wirtschaftskraft innovativer EPUs und Kleinstunternehmen (z.B. Expert Force eGen), b) Unterstützung von Vereinen und KMUs bei der Erstellung innovativer Konzepte/Businesspläne für Ressourcen schonendes Produzieren & Teilen der Grenzen des BIP Wachstums und c) Entlastung von Haushaltseinkommen der Mittelschicht durch das Fördern Ressourcen schonender, regionaler Tausch-Initiativen. Über allem aber steht: Durch die geplanten Maßnahmen sollen die Menschen gesamtheitlich an die Region gebunden und ihre Lebensqualität hier erhöht werden.

Ziele & Ergebnisse

Die Arbeitskreise „Energie“ & „Coworking“ konzipierten die Gründung des Coworking Spaces „eins“ und der ersten, oberösterreichischen Energiegemeinschaft "Unsere Energie Kremsmünster". Ziel war die Implementierung soziokratischer Start-ups. Die lokale Expert Force e.Gen nutzte die „eins“ Planung für einen Erneuerungsprozess. Eine moderne Infrastruktur, Mini-WS und eine agile Community Managerin ermöglichten den schrittweisen Community-Aufbau und soziokratische Grundprinzipien wurden in der Geschäftsordnung und Meeting Struktur verankert. Die Gründung von „Unsere Energie Kremsmünster“ (8 Mitglieder) erfolgte nach den EIWOG/EAG Beschlüssen 1/2022. Möglich wurde das durch Verzicht eines EEG-Mitglieds auf Teile des marktüblichen Einspeisetarifs. Soziokratische KONSENT-Entscheidungen ermöglichten die Auslagerung von Aufgaben an Bestbieter. Soziokratische Grundprinzipien wurden in der Geschäftsordnung verankert und EEG-Wissen an Gründungsinteressierte weitergegeben. Auf Basis der Stoffstromanalyse wurden Kreislaufwirtschaft Konzepte entwickelt und ein „Pilot“ ausgewählt. Die COVID-19 bedingten Produktionsumstellungen führten zur Veränderung in Richtung eines universitär begleiteten, unternehmensübergreifenden Cradle to Cradle Businessplanungsprozesses. Engagierte Unternehmen schlossen sich danach dem von Biz-Up moderierten OÖ Kunststoff Cluster an. Die bestehende Überforderung ehrenamtlicher Initiativen erwies sich als knock-out Kriterium für die Gründung einer Sharing Community. Zugleich zeigte COVID-19 den Bedarf an digitalen Marketinginstrumenten auf. Großen Anklang fand die neu entwickelte und in die bestehende Wirtschaftsplattform „kremsmünster.online“ integrierte Sharing-Plattform. Die „Traun4tler Alpenvorland“ Region konnte bei der Einreichung der neuen Leaderstrategie (5/2022) auf strategische Ergebnisse des Foresight Prozesses zurückgreifen. Eine breite Einbindung der 21 Gemeinden gelang neben partizipativen Workshops durch begleitende BGM Streamings.

Innovation

Innovativ im Bereich der New Urban Governance war die Umsetzung der multi-level Steuerung von Energie-Transition-Maßnahmen durch Klima- und Energiefonds, Leader-Management und Bürgermeister/Fraktionen von Kremsmünster im Rahmen der soziokratischen Projektorganisation. Innovativ war die kostenlose Ausbildung soziokratischer Gesprächsleiter:innen (mit dem Soziokratiezentrum Österreich) und die Einbindung ehrenamtlich tätiger Entscheidungsträger:innen, Expert:innen und Gesprächsleiter:innen in Entscheidungen. Die Studie zur Effektivität von Soziokratie steht als Guide zum Download zur Verfügung. Innovativ war auch die Übergabe eines Ziel/Kriterien gestützten Steuerungsinstrumentes, das künftig die Auswahl innovationsfördernder Projekte sichergestellt, an den Leader-Vorstand.
Gelungen ist die Gründung der ersten EEG in Oberösterreich. In Folge ist eine mittelfristige Reduktion von Stromkosten um mind. 5% und ein 100 %-iger Eigenverbrauch der erzeugten Energie zu erwarten. Steigende Energiekosten werden abgefedert und eine hohe regionale Versorgungssicherheit in Krisenzeiten sichergestellt. Geplant sind die Erweiterung der Erzeuger und Verbraucher auf ganz Kremsmünster. Adlwang, Kirchdorf und Schlierbach planen weitere Gründungen.
In der Kreislaufwirtschaft ist der Communityansatz ein Novum. Lokale Communities als „Mini-Gesellschaften“ dienen als Auftraggeber und -nehmer für das Entwickeln neuer Wertschöpfungsprozesse (Resilienz). Innovativ war die Implementierung einer niederschwelligen, allen Sharing Initiativen zugänglichen Plattform für Web-Auftritte auf Basis der Plattform kremsmünster.online. CoWorking Community: Coworking Spaces am Land sind selten: Ihr Mehrwert liegt jedoch in der Vernetzung und lebendigen Community. Innovativ war der Aufbau der selbstorganisierten Community „eins“ und ihre Vernetzung mit den Spaces Leonding, Sierning und Wien auf Basis einer modernen Plattform, die die Buchung von E-Autos und Coworkingplätzen ermöglicht

Forschungsergebnisse in die Praxis überleiten

Mit dem Ziele/Kriterium basiertes Projektauswahlinstrument wurde die Praxistauglichkeit erhöht und die Einsatzmöglichkeit auf das „Projektende“ vorverschoben. AIT und 4 ER nutzen Erkenntnisse für das Testen neuer Geschäfts- und Tarifmodelle und den Aufbau soziokratisch organisierter Energiegemeinschaften (NETSE, be_part_of_transition, Reallabor am Netz). Die Co-Working Buchungs- und Verrechnungsplattform von Expert Force wurde bereits in Leonding, Sierning und Kirchdorf implementiert.

Stadt als Testbed nutzen

Die soziokratische Kreisstruktur von CoWo „eins“ und „Unsere Energie Kremsmünster“ erlaubt die Integration von Mitgliedern und strategischen Partnern in Entscheidungen auf Augenhöhe und damit den Einsatz neuer Formate von Vernetzung und Akquisition - ergänzend zum Vertrieb der „eins“ Buchungssoftwäre, der online Clubabende, Netzwerktreffen und Social Media Arbeit. Auch kann „Unsere Energie Kremsmünster“ beim weiteren Ausbau wachstumsfördernder Strukturen auf soziokratische Elemente aufbauen.

Kommunalen Mehrwert erzeugen

Der CoWo „eins“ bringt der Stadt Mieteinnahmen aus den Räumlichkeiten im 1. Stock des Rathauses. Mit dem Anwachsen der Kommunalsteuern ist bei Vollbelegung ca. 2025 zu rechnen. Die Gründung einer der ersten EEGs Österreichs hat Kremsmünster zum Pionier beim Ausbau lokaler Energieversorgung durch erneuerbare Erzeuger gemacht: Bis 2025 ist mit einer deutlicheren monetären Entlastung der EEG Mitglieder durch lokal erzeugte Energie und einer Ausweitung der EEG auf ganz Kremsmünster zu rechnen.

Summary

The SCHALTwerk 2030 project follows the vision of creating a supra-regional HUB for collaborative, sustainable working in a renewable environment. SCHALTwerk 2030 focuses on the following goals:

  • Refurbishment of the SCHALTwerk spaces with the aim of creating a multifunctional, modern space for co-working and co-creation as well as a supra-regional co-working network in cooperation with Leonding, the TIZ Technology and Innovation Centre (Kirchdorf) and the Green Market in Vienna.
  • Testing a local energy community in Kremsmünster with the town hall as a central prosumer hub where community members share electricity among themselves. This can accelerate the expansion of renewable energies and relieve the strain on the grids in Kremsmünster.
  • Pilot and test two circular economy communities: (a) a business community and (b) an end-user sharing community with the aim of reducing industrial pollutants and everyday waste, as well as raising awareness and changing production and consumption patterns.
  • Piloting the agile organisational structure and the governance instrument "sociocracy" for multi-level governance of energy transition measures (e.g. "eins", EEG Kremsmünster) as well as the research project SCHALTwerk itself.
  • Development of scenarios, vision, action plan and indicators for the "Leader region" in cooperation with all stakeholders with the aim to update the regional strategy in a participatory and sustainable way and to ensure the future selection of innovative and sustainable projects in the region.
In doing so, the SCHALTwerk project follows a systemic, interactive approach involving all relevant stakeholders. The consistent application of individual and systemic learning through co-creation enables the inclusion of needs, the alignment of the region with the strategic and sustainable goals of the SCHALTwerk 2030 indicators, which form the future basis of all decisions of the Leader region.

Zuletzt aktualisiert am 11/15/2022

Projektdaten – Umsetzungsprojekt im 10 Call

Projektstart: 01.07.2019
Projektende: 30.06.2022
Genehmigte Förderung: € 645.537
Genehmigte Projektgesamtkosten: € 1.113.128

Konsortium

Austrian Institute of Technology GmbH (Konsortialführer)
Marktgemeinde Kremsmünster
4ward Energy Research GmbH
Reiterer & Scherling
sandbichler architekten zt gmbh
Business Upper Austria , Biz Up
Bezirksabfallverband Kirchdorf , BAV Kirchdorf
Söllradl Software GmbH
Business & Engineering Wolbring
Gemeinswohl-Ökonomie GmbH
imKonsent - Die Soziokratieberatung OG
the green field - systemische Beratung & Coaching Mang Amon OG
TIZ Kirchdorf
Thomas Schorn

Projektergebnisse

Ansprechpersonen

Projektleitung Dr. Doris Wilhelmer Austrian Institute of Technology GmbH +43 (0) 50550 - 4527 +43 (0) 664 6207668 E-Mail
Programm-Management Klima- und Energiefonds Smartcities E-Mail